Wo früher der persönliche Kontakt zwischen Patient:in und Gesundheitspartner:in noch zentral war, werden heute die entsprechenden Prozesse zunehmend auf Gesundheitsplattformen verschoben. So unterhalten Krankenversicherer Plattformen, auf denen Usern personalisierte Gesundheitstipps zur Verfügung gestellt werden. Diese haben, wenn genutzt, einen Prämienbonus zur Folge. Investoren rund um den Globus investieren in Mental-Health-Plattformen, die bedürfnisorientierte Unterstützung im präventiven und psychotherapeutischen Bereich anbieten. Diabetes-Patient:innen und Angehörige tauschen sich auf Plattformen direkt mit anderen Betroffenen über den Krankheitsverlauf, persönliche Erfahrungen und Tipps aus. Auf Ärzteplattformen werden tagesaktuelle Fachinformationen, Symptom-Checker, Weiterbildungen und Austauschmöglichkeiten geboten – zielgerichtet, ortsunabhängig, on demand.
Die Grundidee ist einfach: ein One-Stop-Shop in Form einer Gesundheitsplattform, in dem Angebot und Nachfrage zusammenfinden. Dort werden reale und virtuelle Leistungen präsentiert, Informationen ausgetauscht und Anbieter:in und Nachfrager:in vernetzt. Als Nutzer:in kann man sich registrieren, sodass die Plattformbetreiber Einsicht in relevante Informationen erhalten und personalisierte Angebote entwickeln können. Dies ermöglicht jeder/jedem Einzelnen von uns, dass wir uns besser selbstständig um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden kümmern können und vollendet die Transformation von Patient:innen zum Kund:innen, welche wir schon lange beobachten. Kund:innen navigieren durch die Plattform und nutzen nach Bedarf Informationen und Angebote. In einer aktuellen GDI Studie wird treffend der Ausdruck «GPS für die Gesundheit» genutzt.
Eine Plattform wird dann wertvoll, wenn viele relevante Akteure vertreten sind. Für Leistungserbringer ist die Plattform attraktiv, wenn sich viele potenzielle Kund:innen aktiv darauf bewegen; für Kund:innen ist das Angebot interessant, wenn die Community, die Auswahl an Leistungen und vernetzten Leistungserbringern gross ist. Der grösste Mehrwert wird erzeugt, wenn die Gesamtheit aller Gesundheitsakteure über die gesamte Patient Journey in einem einzigen Netzwerk verbunden ist und Online- und Offline-Dienstleistungen integriert angeboten werden können. Eine aktuelle Studie von Roland Berger führt die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Digital-Health-Plattformen auf: auf den Rängen eins bis drei stehen «Kundenerlebnis», «Vertrauen» und «wahrgenommener Mehrwert» – nicht die vielzitierte Datensicherheit.
Die erfolgreiche Implementierung einer Gesundheitsplattform für die Schweiz verspräche grossen Mehrwert für Patient:innen und Kund:innen: zweckmässige Beratung, wirksame Behandlung und wirtschaftliche Angebote. Angesichts der bestehenden Skepsis gegenüber digitalen Prozessen und politischen Herausforderungen lässt die Umsetzung in der Schweiz seitens öffentlicher Hand auf sich warten. Kein Wunder also, dass auch hier die erste offene, umfassende und integrative Gesundheitsplattform aus dem privaten Sektor kommt. Mit Well, einem Joint Venture der CSS, Visana, Medi24 und Zur Rose, sollen alle Akteure im Gesundheitssystem verbunden und die integrierte Versorgung gefördert werden.
Lesen Sie mehr zum Thema in den aktuellen Studien von Roland Berger und GDI
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