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Markenaufbau im Gesundheitswesen

Drei Fragen an Dr. Tarja Zingg über die hohe Kunst des Markenaufbaus im Gesundheitswesen.
05.02.2023

Tarja, was macht deiner Meinung nach Gesundheitsmarken erfolgreich?
Eine Marke, die sich von der Masse abhebt, die Emotionen weckt, die vertrauenswürdig ist und mit der sich Kund:innen identifizieren können.

Heute sehen wir ein neues Verständnis von Gesundheit. Dieses beinhaltet nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern Leistungsfähigkeit, körperliches und seelisches Wohlbefinden, die laufende Auseinandersetzung mit dem  «Gesundwerden» und dem «Gesundbleibe Die klinische Medizin kommt erst zum Zug, wenn Selbsthilfe, Google-Ratschläge, Gesundheitswebsites, Patientenforen, Blogs und Social Media nicht mehr weiterzuhelfen vermögen.

Für das Branding im Gesundheitswesen heisst das konkret:

  1. Nicht nur angebotsgetrieben aufzeigen, wer man ist und was man leistet sondern
  2. Nischen finden, echte Bedürfnisse befriedigen, vertrauenserweckende Erfahrungen bieten mit Empathie, Relevanz und Authentizität – wenn möglich schon vor dem Akuteintritt in ein Spital.
  3. Und: Neue Designcodes nutzen! Patient:innen wollen keine gestellten, stereotypen Datenbankenbilder von Senior:innen mit schmerzenden Knien und Ärztinnen mit Stethoskopen um den Hals sehen, sondern überraschende, frische Konzepte mit Empathie und Optimismus und Humor.

Wie wichtig ist das Logo für eine Marke?
Man glaubt nicht, wie viele Leute meinen, das Logo sei die Marke. Aber das Logo bei der Markenentwicklung ins Zentrum zu stellen ist genau der falsche Weg. Das Logo ist ein winziges Element der Marke und bevor wir überhaupt darüber nachdenken, sollten wir alle markenstrategischen Fragen geklärt haben:
• Wie positionieren ich mich im Wettbewerbsumfeld?
• Welches sind meine Alleinstellungsmerkmale?
• Wo schafft mein Angebot einen Mehrwert?
• Welche Emotionen und Assoziationen will ich mit meiner Marke auslösen?
• Mit welchen Werten identifizieren sich meine Kund:innen?
• Wie gewinnen ich Vertrauen und Loyalität?
• Welches sind die Kernelemente, die den Wert und die die Profitabilität meiner Marke ausmachen?
Die Antworten auf diese Fragen liegen in einer starken, stabilen und glaubwürdigen Marke, die Trends aufnimmt, innovative Leistungen bietet und sich vom Wettbewerb abhebt. Eine solche Gesundheitsmarke verspricht eine lange Geschichte und wird mit ihrem Markenwert auch kleine Unwetter überstehen.

Welche Gesundheitsmarken beeindrucken dich?
Mich beeindrucken sinnhafte Marken, die den Menschen und der Gesellschaft einen Mehrwert bringen. Marken, die dazu führen, dass das Gesundheitswesen und das Sozialsystem weniger belastet werden und damit auch volkswirtschaftlich relevant sind. Und wenn sie sich mit ihrem Profit zu einem gewissen Mass für eine bessere Welt engagieren, umso besser!

Ein aktuelles Beispiel ist die Online Apotheke DocMorris, bezüglich Vision, Strategie, Design und Kommunikation. Mit dem Ziel eine digitale 360Grad-Gesundheitsdienstleisterin zu werden, hat sich die DocMorris-Plattform zur Aufgabe gemacht, Patient:innen 24/7 dabei zu unterstützen, einfach und flexibel ihre Gesundheit soweit als möglich selbst in die Hand nehmen. Die Vision, die sich im Claim «Das neue Gesund» spiegelt, zielt darauf ab, ganzheitliche, bequeme und personalisierte Gesundheitsleistungen zu bieten, indem Behandlungs- und Pflegeprodukte mit digitalen Gesundheitsdiensten kombiniert werden.

Und welche Indikatoren beeindrucken mich bei DocMorris, einer Marke mit einem aktuell noch negativen EBITDA in zweistelliger Millionenhöhe? Die gestützte Markenbekanntheit erreichte 2021 über 70 Prozent, 11 Millionen Kunden nutzen aktiv die Plattform und der erste Nachhaltigkeitsbericht mit den Handlungsfeldern Healthy People, Healthy Planet, Healthy Company und Healthy Relationships wurde dieses Jahr lanciert.

Eine Frage zurück an unsere Leser:innen: Sticht Ihre Gesundheitsmarke durch Einzigartigkeit und besondere Relevanz aus der Masse hervor?

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